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Über die Hintergründe, die zu unseren frühesten historischen Kenntnissen
über die Kasser-Sippe geführt haben, schreibt
Paul Georg
Kasser in seiner
Chronik der Familie Kasser":
Von 1420 bis 1463 wechselten bernische
und solothurnische Vögte in Bipp und Bechburg in dreijährigen Perioden
so ab, dass immer eine der beiden Vogteien durch einen bernischen, die
andere durch einen solothurnischen Vogt verwaltet wurde. (...) Der
Übergang der Herrschaft Bipp in den Alleinbesitz von Bern im Jahr 1463
gab Anlass, den Zinsrodel oder Urbar der Herrschaft Bipp zu bereinigen,
was auf Montag nach St. Jakobstag des Jahres 1464 zum Abschluss
gelangte. (Seite 13 ff.)
Im Bippbuch A, einem ledergebundenen, dicken Folianten, findet sich auf
Seite 15 ff. unter der Rubrik "des Schlosses Bipp Rechte und Einkünfte"
der alte "Zins Rodel zu Wietlisbach", ein Urbar der Herrschaft Bipp,
errichtet (...) "in dem Jar als man zalt von der geburt Christi thusend
vierhundert Sechzig und vier Jar auff dem nechsten mentag nach Sant
Jakobstag". Und in diesem Urbar steht auf Seite 26 unter der Rubrik
Oberbipp zu lesen: "Hanns Kaser von Walden git jerlich vom Hoff
zu Walden 6 Pfund, 3 Hüner, 20 eyer und 2 guldin jerliches Zinses von
der 40 guldin wegen Houptguth die min Hern von Bern uff den Hoff
gelüchen haben."
Hans Kaser besass also 1464 den Hof Walden als Erblehen der Herrschaft
Bipp, hatte einen jährlichen Bodenzins von 6 Pfund in bar, 3 Hühner und
20 Eier an das Schloss Bipp abzuliefern und dadurch das Obereigentum
Berns nach Lehenrecht anzuerkennen. Daneben war von ihm ein ablösbares
Kapital von 40 Gulden, welches Bern ihm auf den Hof geliehen hatte, zum
damals üblichen Zinsfuss von 5 % zu verzinsen und nach und nach
abzuzahlen. (Seite 4)
Von 1450 bis 1456, vielleicht bis 1463, war der Waldenhof im
Erblehenbesitz eines Heinzmann Züricher, dessen Namen der Urbar von 1464
nicht mehr nennt. (Es) ist nicht mehr nachzuweisen, (...) wann und wie
er auf und ab dem Hof gekommen ist. (Seite 18)
Was (aus den Nachkommen von Heinzmann Züricher) geworden ist, wissen wir
nicht. Auch nicht, wie Hans Kaser in den Besitz des Hofes gekommen ist,
ob er ihn von Züricher kaufte oder als Weibgut erbte, oder ob zwischen
beiden noch ein anderer Waldenhofbauer gewesen ist. (Seite 20)
Der Waldenhof war viel zu ausgedehnt, als dass ein einziger Hofbauer ihn
hätte bewirtschaften können. Solche Güter lagen deshalb meist in der
Hand mehrerer "Mitteiler", von denen einer als Lehenträger für die
Abgabe an den Lehnsherr verantwortlich war. Neben dem Lehenträger Hans
erscheint als solcher Mitteiler ein Ruedi Kaser. (...) In den
Jahren 1475 und 1478 hatte Ruedi Kaser einen besonderen Spahn mit einem
Hensli Nicli (...). Sonst erfahren wir aber über Ruedi nichts. Er
scheint in den achziger Jahren gestorben zu sein. (Seite 23 ff.)
Hatte sich der frühere Waldenhofbauer Heinzmann Zürcher mit dem
Hofbauern von Oggenhäusern und den Nachbarn von Niederbipp gezankt, so
hatte Hans Kaser seine Widersacher auf der Seite gegen Wolfisberg. (...)
Solche Zwistigkeiten waren vielleicht auch schuld, dass Hans Kaser von
Walden dem Hans Has von Wolfisberg seine Tochter Trini nicht
gönnen mochte. Da ohne Einwilligung des Vaters nichts zu machen war,
folgte Hans Has berühmtem Beispiel und entführte die Geliebte, woraus
sich 1484 am blauen Berg ein grosser Streit erhob. (Seite 23 ff.)
Um die
Schuldenlast auf dem Hof zu verringern, entschied sich Hans Kaser 1489
zum Teilverkauf einer Alp. Zum Kaufvertrag vor Gericht schreibt Paul
Georg Kasser u.a.:
Als Parteien stellten sich der Käufer
Hans Schnider (...) und als Beklagte die Verkäufer Hans Kaser, Andres Haudenschild als Vertreter seiner Vogtskinder und Peter Kaser,
auch sesshaft in Walden. Wir gehen kaum fehl, wenn wir in den
Vogtskinder (...) die minderjährigen Kinder des inzwischen verstorbenen
Ruedi Kaser erblicken, dessen Anwesenheit bei der wichtigen
Handlung wir ja vermissen. Peter war wohl auch ein Sohn Ruedis, damals
aber schon zu den Jahren gekommen. (Seite 26)
Mit dem Jahr 1506 verschwindet Hans Kaser aus der Geschichte:
(Sein Vetter Peter Kaser) wurde
Nachfolger Hanses als Lehensträger und führendes Haupt der Familie und
scheint überhaupt ein angesehener Mann gewesen zu sein. Als Landvogt
Gilian Berger von Bipp 1504 (...) vor dem Gericht Niederbipp Recht
suchte, da waltete (...) Peter Kasser (mit ss) von Walden des Amtes als
geschworener Richter. (Seite 29)
Wie die übrigen Herrschaftsleute von Bipp war Peter Kaser Leibeigener,
deren Loskauf von der Leibeigenschaft die Regierung besonders seit dem
Burgunderkrieg begünstigte, wo freie und unfreie Untertanen in gleicher
Weise für Bern und die Eidgenossenschaft gekämpft hatten. (Seite 30)
(Der Bitte der Leibeigenen) konnte die Regierung umsoweniger
widerstehen, als die Leute von Bipp auch die verlangte Loskaufssumme von
3000 Pfund anboten (...), die am 6. Februar 1508 voll bezahlt war, so
dass am Tage darauf einer Botschaft der Freiheitsbrief ausgestellt
werden konnte. Der Ausburgerrodel ("Ausburger"= Person mit Bürgerrecht;
Anm.d.Red.) im bernischen Staatsarchiv enthält die
Namen von 135 mehrjährigen Männern des Bipperamtes, welche schon 1506
nach erfolgter Zusage des Loskaufs als erste die Annahme des bernischen
Burgerrechts erklärten. Unter den 33 von Niederbipp finden wir Jörg,
Konrad, Niklaus, Peter und Hans Kasser (mit ss) wohl der ganze
damalige Bestand an mehrjährigen Familienmitgliedern. (...) Hans Kaser
hat wohl bald nachher das zeitliche gesegnet, ohne männliche Nachkommen
zu hinterlassen. (Seite 31 ff.)
Zur Reformation
und Gegenreformation schreibt Paul Georg Kasser u.a.:
Im Bipperamt regte man sich über die
Glaubensfrage wenig auf. Als die Regierung 1523 das Volk wegen
Priesterehe befragte, , erklärten die Leute von Bipp, sie hätten das
alte und neue Testament und die Evangelien wenig gelesen und überliessen
die Sache der Regierung, an welcher sie bis jetzt "ein gut Gefallen
gehabt" hätten. (...) Sie fügten sich in allen diesen Dingen dem
Gutdünken der Obrigkeit, auch als diese 1528 nach der Berner Disputation
zum neuen Glauben überging. Peter Kaser gehörte wohl zu dieser Mehrheit,
die keine Änderung wünschte, sich aber ohne weiteres den Anordnungen der
Regierung unterzog. (Seite 39 ff.)
Ganz anders geartet war Peters Neffe Fridli Kaser. (...) Jetzt
veranlasste ihn jedenfalls die Anhänglichkeit zum alten Glauben, sein
Gut um billigen Preis zu verkaufen und wegzuziehen. (...) Fridli Kaser
ist (1533) solothurnischer Bürger geworden, der Stammvater einer
solothurnischen, katholischen Linie, die heute noch in Lostorf bei Olten
heimatberechtigt, zum Teil aber seither zur altkatholischen Konfession
übergegangen ist. (Seite 41)
Zu Ulli, Peter,
Konrad Kaser:
Die Nachrichten laufen bis in die
siebziger Jahre hinein recht spärlich. (...) Der Urbar von 1574 führt
als Waldenhofbauern Ulli und Peter sowie einen Dritten
namens Konrad auf. Da 1617 davon die Rede ist, dass der Waldenhof
früher drei Brüdern, Ulli, Peter und Urs gehört habe, könnte
Konrad als Sohn des Urs an dessen Stelle getreten sein. (Seite 42 ff.)
Zu den Kindern Hans
(Kaser-Jäisli), Durs, Verena und Anna schreibt er u.a.:
Hans Kaser-Jäisli muss ein Nachkomme
eines der drei Waldenhofbauern des Urbars von 1574 gewesen sein (d.h.
ein Enkel von Ulli oder Peter, oder der Sohn von Konrad; Anm.d.Red.).
Am 10.Juli 1567 schloss er mit Christine Jäisli von Niederbipp die Ehe,
eine der ersten Eintragungen im ältesten Rodel der Kirchöre. Er mag zu
Anfang der vierziger Jahre geboren sein, hat aber erst nach 1574 einen
Hofteil übernehmen können, da er in jenem Urbar noch nicht als Mitteiler
aufgeführt ist. Einen Hofteil hatte später auch sein Bruder Durs.
Mehrere Teile waren in andere Hände gekommen, vielleicht als Folge des
grossen Sterbens (während der Pestzeit; Anm.d.Red.). So treffen
wir einen Wolfgang Schönmann und Peter Bützenberger, Ehemänner der
Verena und Anna Kaser, wahrscheinlich als Schwiegersöhne auf dem
Hof.
Alle diese Mitteiler traten ihr Besitztum schwer verschuldet an und Hans
Kaser leistete ihnen Bürgschaft (...) Neben dieser grossen Familie des
Hofbauern treffen wir zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Familien der
Söhne Konrad (seit 1600) und Uli, sowie des auf dem Hof gebliebenen
Durs und Heinis, vielleicht Dursens oder einer früheren Hofbauern
Sohn (...). Wir werden später sehen, dass dieser Heini sehr
wahrscheinlich der Stammvater unserer Familie ist. (Seite 45 ff.)
Zu weiteren
Kommentaren über die Abstammung unserer Vorfahren, siehe unter
../Familie/KaserNiklaus.htm.
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